Bassam Tibis Artikel „Wenn ich kein Deutscher bin, was dann? Wenn sich junge Muslime in Europa radikalisieren, hat dies sehr wohl mit dem Islam zu tun. Aber auch mit Ländern, die deren verzweifelte Suche nach einer Identität nicht verstehen” ist am 25.08.2016 im Feuilleton der Süddeutschen Zeitung erschienen. Der Beitrag kann unten – mit freundlicher Genehmigung der Redaktion – nachgelesen werden.
Es ist als eine positive Veränderung zu werten, dass sich eine große Tageszeitung wie die Süddeutsche Zeitung für Bassam Tibis unbequeme Gedanken öffnet und in einem Monat, August 2016, zweimal Tibi veröffentlicht. Im ersten Artikel „Die Erleuchteten“ (SZ v. 09.08.16, vgl. Link) durfte Bassam Tibi die Märchen der deutschen Islamwissenschaft über den homo islamicus bloßstellen. In diesem neuen Artikel widerspricht Bassam Tibi zwei zentralen Dogmen des herrschenden Narrativs. Erstens, die Radikalisierung muslimischer Jugendlicher sei auf Einzelfälle beschränkt, zweitens, diese Radikalisierung habe mit dem Islam nichts zu tun. Ganz im Gegenteil argumentiert Tibi, erstens, dass dies keine Einzelfälle sind, sondern ein ernstzunehmendes Phänomen in der Islam-Diaspora darstellen; zweitens, dieses Phänomen hat, als eine Identitätspolitik, sehr mit dem Islam zu tun. Tibis zentrale These in diesem Artikel lautet, dass die Identitätsprobleme muslimischer Jugendlicher religionisiert werden. Mit dem Begriff der „Religionisierung“ führt Tibi einen neuen Fachausdruck in die deutsche Sprache ein, mit dem er in den vergangenen zehn Jahren in seinen englischsprachigen Büchern gearbeitet hat.