Anlässlich des Ablaufs eines Jahres nach der Öffnung der deutschen Grenzen durch Bundeskanzlerin Merkel führte die Deutsche Welle Interviews mit Experten, zu denen Tibi gehörte. In seinem auf Englisch und auf Deutsch zu lesenden verschriftlichten Interview macht Tibi klar, dass seine Kritik an Merkels Politik nicht als solche gegen die Einwanderung falsch zu verstehen ist. Tibi ist nur gegen Merkels Politik einer ungeordneten und nicht an Zahlen und Kapazitäten orientierten, also naturwüchsigen Zuwanderung. Tibi bringt die Sorge der Altmigranten über mögliche Entwicklungen zum Ausdruck, zumal Deutschland eine labile politische Kultur hat, in der die Deutschen „kein rechtes Maß“ (Helmuth Plessner) finden. Ein typisches Beispiel für das „Pendeln zwischen den Extremen“ ist der deutsche Rechtsanwalt Horst Mahler, der als RAF-Linksterrorist begann und heute ein Rechtsradikaler der NPD ist. Alt-Ausländer in Deutschland haben Angst vor dem Umkippen der deutschen Willkommenskultur in ihr Gegenteil, wenn Folgen auftreten. Tibi erwartet von der Bundeskanzlerin eine Politik des Augenmaßes und des Verantwortungsgefühls, also, wie Max Weber sagt, „das Bohren von starken Brettern“ anstelle von Slogans wie „Wir schaffen das.“
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