In dem am 17.08.2016 in der Online-Ausgabe der Wirtschaftswoche erschienenen Artikel greift Tibi zurück auf sein in den Jahren 1993-2008 durch Lehr- und Forschungsaufenthalte in der Türkei erworbenes Wissen, um den Putsch vom 15. Juli 2016 im Gesamtkontext mir originalen Informationen zu deuten. Tibi widerspricht dem AKP-Erdogan-Narrativ, wonach der gegenwärtige Konflikt ein solcher zwischen AKP und der Gülen-Bewegung sei. Dagegen argumentiert Tibi, dass Erdogans Streit mit Gülen ein Nebenschauplatz sei, weil es in der Sache letztendlich um die bereits 2002 begonnene Entkemalisierung der Türkei unter der AKP-Herrschaft in einem Konflikt zwischen Kemalismus und Islamismus gehe. Tibi kritisiert scharf die deutschen Medien, die diesen wahren Konflikt Kemalismus vs. Islamismus zehn Jahre lang völlig verdunkelt haben. So wird die islamistische AKP in den deutschen Medien falsch als islamisch-konservative Parallele zur CDU und nicht wie sie wirklich ist dargestellt – nämlich eine fundamentalistische Vertretung des Politischen Islam. Lange vor dem Putsch vom 15. Juli 2016 hat Tibi in seinem Buch „Mit dem Kopftuch nach Europa. Die Türkei auf dem Weg in die Europäische Union“ mit Sachbeweisen argumentiert, dass die AKP eine islamistisch-fundamentalistische Partei sei. In dem Wirtschaftswoche-Artikel beklagt sich Tibi darüber, dass dieses Buch in Deutschland medial totgeschwiegen wurde. Warum? Tibis Antwort ist die Zitierung eines Editorials aus der Financial Times: „People ignore predictions they dislike“.
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