Bassam Tibi, “The Islamist Shari’atization of Polity and Society: A Source of Intercivilizational Conflict?”, in: Yearbook of Islamic and Middle Eastern Law, Bd. 17 (Leiden and New York: Brill 2015), S. 237-260.
In dieser neuen Veröffentlichung wendet Tibi seine früher vertretene These vom Zivilisationskonflikt als Konflikt über Werte auf das Recht an. Völkerrecht ist westlich und säkular und wird heute durch die Rückkehr der Religionen in die öffentliche Sphäre im Rahmen von Entsäkularisierung herausgefordert. Post-säkular heißt hier nicht mehr Religiosität, sondern das Hervortreten politischer Religionen, verbunden mit dem Eintritt für politische Ordnungen, die auf politisierten Religionen basieren. Dieser These wird am Beispiel der islamistischen Scharia, die sich von der traditionellen Scharia unterscheidet, entfaltet. Islamisten entzünden durch solche Forderungen einen Zivilisationskonflikt zwischen säkularem Recht und islamistischer Scharia. Es ist absolut falsch, die ideologische These vom „Kampf der Kulturen“ in diesen Konflikt zu projizieren. Tibi schlägt eine friedliche Konfliktlösung durch eine islamische Legitimität in der Tradition des islamischen Humanismus für eine Akzeptanz des säkularen Völkerrechts vor. Auch fordert er eine Reform der islamischen Scharia, um gegen die Schariatisierung des Islam und die von ihr geforderte Gottesherrschaft zu argumentieren.